Für einen Marler Mandanten, der von verschiedenen Interessenvereinigungen, die sich auch für den Umweltschutz engagieren, unterstützt wird, hat die Rechtsanwaltskanzlei Kuhlmann eine Klage beim Landgericht Bochum eingereicht. Ziel der Klage ist es, dass die RAG alle Maßnahmen zu unterlassen hat, die dazu führen, dass PCB auf das Grundstück unseres Mandanten in Marl Hamm kommt und das PCB in den Trinkwasserkreislauf unseres Mandanten gelangt.
Die RAG plant, das Grubenwasser im Ruhrgebiet auf ca. 600 m NN ansteigen zu lassen. Hierzu sollen die untertägigen
Stollen und Schächte geflutet werden. Durch den Anstieg des Grubenwassers und die hiermit verbundene Reduzierung der Pumpen und Austrittsstellen verspricht sich die RAG insbesondere eine
Kostenersparnis bei der Wasserhaltung. Aktuell läuft für die geplante Flutung des
Bergwerks Auguste Victoria ein Genehmigungsverfahren.Bisher wurde lediglich der Flutung auf bis zu 1.100 m NN
zugestimmt. Bezüglich
der weiteren Flutung wurden Bedenken der Landesregierung hinsichtlich etwaiger gesundheitlicher Gefahren und Kontaminationen geäußert. Das „Gutachten zur Prüfung möglicher Umweltauswirkungen des
Einsatzes von Abfall- und Reststoffen zu Bruch-Hohlraumverfüllung in
Steinkohlebergwerken in Nordrhein-Westfalen“ ist
noch nicht abgeschlossen. Aktuell sind der Zwischenbericht und der Entwurf eines Endberichtes verfügbar. Hieraus ergibt sich, dass besonders
gefährliche Giftmülle, insbesondere PCB, Untertage lagern. Der Mandant, der auch sachverständige Hilfe in Anspruch nahm, hat
erhebliche Bedenken, dass die beabsichtigten Sicherungsmaßnahmen der RAG ausreichend sind, um Gesundheitsgefahren auszuschließen. Es besteht hiernach die Gefahr, dass sich Giftstoffe
lösen und in das Oberflächenwasser gelangen.
Im Rahmen des Genehmigungsverfahrens sind
bereits einige Messungen zur PCB-Belastung durchgeführt worden. Diese sind in dem Gutachten des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW zu den Belastungen von Oberflächengewässern
und von aktiven Grubenwassereinleitungen mit bergbaubürtigen PCB“ so wie in dem „Gutachten zur Prüfung möglicher Umweltauswirkungen des Einsatzes von Abfall- und Reststoffen zur
Bruch-Hohlraumverfüllung in Steinkohlebergwerken in NRW“ nachweislich festgehalten. Die Messungen zeigen, dass z. B. das Grubenwasser des Bergwerks Haus Aden PCB-Belastungen aufweist, die
durchgängig und ausnahmslos weit oberhalb des festgestellten Grenzwertes von 20 Mikrogramm pro Kilogramm liegen. Im Rahmen der Messungen wurde ebenfalls festgestellt, dass PCB-Belastungen nicht nur im Grubenwasser,
sondern auch bereits im Oberflächenwasser und insbesondere in der Lippe zu finden sind.
Der Mandant ist der Auffassung, dass durch die
Flutung der Schächte diese Werte deutlich ansteigen werden und für ihn eine konkrete
Gesundheitsgefahr besteht. Dies deckt sich auch
mit den Bedenken, die im Rahmen des Genehmigungsverfahrens bestehen. Die Kanzelei wurde daher von dem Mandanten damit beauftragt, eine vorbeugende Unterlassungsklage zu erheben, da zu befürchten ist, dass im Rahmen des
Genehmigungsverfahrens die RAG Gutachten vorlegen könnte, aus denen die Sicherheit ihrer Maßnahmen hervorgeht und so die Genehmigung erteilt werden könnte. Würde dann von der Genehmigung sofort
Gebrauch gemacht, also geflutet und es würde sich sodann herausstellen, dass die Gutachten unzutreffend sind, wären irreversible Schäden für das gesamte
Grundwasser und Trinkwasser in NRW vorhanden.
Aufgrund der dramatischen Umweltbelastungen, die eintreten
würden, wenn die Befürchtungen des Mandanten einträten, hat die Kanzelei zugesagt, die unserem Mandanten begleitendenden Interessengemeinschaften pro bono zu unterstützen. Unsere
Kanzlei mit Standorten in Dortmund und Datteln hat bereits zahlreiche Verfahren gegen die RAG bis zu
Bundesgerichten geführt und auch gewonnen. Daher
konsultierte der Mandant uns. Die Kanzelei will durch unsere Unterstützung im Prozessverfahren unseren sozialen Beitrag zum Schutze unserer Umwelt leisten. Der Mandant bat, dass die Kanzlei die
Öffentlichkeit über die Hintergründe der Klage informiert.
Der WDR berichtete über die Grundwasserverschmutzung an der alten Werksdeponie der CWH Marl. Von 1944 bis 1988 wurden dort 2,1 Millionen Tonnen Produktionsabfälle gelagert
Das Grundwasser ist mit hochgiftigen Kohlenwasserstoffen
belastet. Eine großflächige Dichtwand soll den Ausfluss der giftigen Stoffe jetzt stoppen. Sie wird 1.200 Meter lang. Sie wird in eine Tiefe von 14 Metern reichen. Im Grundwasser wurden hohe
Konzentrationen von hochgiftigen und krebserregenden Stoffen gemessen, bei den PAK einen Maximalwert von drei Milligramm pro Liter. Das ist das 10.000-fache, was im Trinkwasser erlaubt
wäre. Das Grundwasser
fließt Richtung Norden zur Lippe. Der Chemiepark Marl, früher Chemische Werke
Hüls, gehört heute zum Konzern Evonik Industries.
Das Grundwasser ist durch die Abfälle aus jahrzehntelanger
Chemie-Produktion belastet
Die Lippe ist nur knapp hundert Meter vom Chemiepark entfernt. Schon seit Jahren
ist nördlich der Lippe die Grundwassernutzung verboten.
Der Spiegel 3/2015, die WAZ und andere Medien berichteten
in den letzten Tagen über die Gefahren, die von dem ansteigenden Grubenwasser in den Ruhr- und Saar-Bergwerken ausgeht. Sie sind hoch belastet mit dem hochgiftigen PCB, das unter Tage verklappt
wurde. Polychlorierte Biphenyle (PCB) sind giftige Chlorverbindungen, die bis in die 1980er Jahre in Transformatoren, elektrischen Kondensatoren, in Hydraulikanlagen sowie als Weichmacher in
Lacken, Dichtungsmassen, Isoliermitteln und Kunststoffen verwendet wurden. Obwohl die Gefahren von PCB seit den 70er Jahren bekannt waren, wurden 12 000 Tonnen eingesetzt, 10 000 davon lagern
noch heute unter Tage.
Eine noch viel größere Gefahr geht jedoch von den 1,6 Mio.
Giftmüll aus – darunter 600 000 Tonnen hochtoxischer Sondermüll, der in den 90 Jahren in stillgelegte Stollen eingelagert wurde. Im Gegensatz zu den Beteuerungen der RAG, dringen diese Gifte
früher oder später in das Grubenwasser ein und gelangen damit auch in Oberflächengewässer. Akut wird diese Gefahr durch die Absicht der RAG, den Grubenwasserspiegel aus Kostengründen ansteigen zu
lassen.
Christian Thieme
thieme.christian@gmx.net