Marler Zeitung vom Samstag, 9. Dezember 2017,
Seite: 3
MARL
Waldpark-Gegner kritisieren Flächentausch
Von Heinz-Peter MohrIn Marl können nicht mehr Wohnbaugebiete entstehen als im Flächennutzungsplan ausgewiesen sind. Mit dem geplanten Wohngebiet Jahnstadion würde der
Bedarf überschritten. Deshalb schlägt das Planungsamt vor, quasi im Tausch das „Gleisdreieck West“ als Grünfläche auszuweisen. Bisher war dieses Gebiet in Drewer-Nord
als Wohnbaufläche vorgesehen.
Es handelt sich um das Dreieck zwischen Zechenbahntrasse, Bahnlinie S 9 und Bebelstraße – ein Wäldchen mit jungen Bäumen und Büschen, das mit rund 3,3 Hektar
eine ebenso große Fläche hat wie das umstrittene Hülser Baugebiet.
Die Ratsmehrheit steht bekanntlich hinter dem „Hülser Waldpark“. So nennt die Immobiliengesellschaft Rudimo mit Investor Hubert Schulte-Kemper die 202 Wohneinheiten
mit Tiefgaragen, die sie auf dem Gelände des Jahnstadions und an der alten Waldschule errichten will.
Die Bürgerinitiative Hüls macht mobil gegen dieses Bauprojekt. Sie will das Wäldchen rund um das Jahnstadion mit seinen zum Teil 100 Jahre alten Buchen und Eichen als
Naherholungsgebiet erhalten. Ihre Frage, wie viele Bäume für die neue Siedlung fallen müssen, hat bisher niemand beantwortet.
Nun stimmte der Planungsausschuss mit großer Mehrheit für die Änderung des Flächennutzungsplans. Er soll ergänzt werden um das „Gleisdreieck-West“, das wiederum als
Grünfläche dargestellt werden soll. Endgültig entscheidet der Rat darüber am Donnerstag.
Selbst die beiden grünen Fraktionen sperren sich nicht gegen ein grünes Dreieck. Sie lehnen aber die Bebauung des Jahnstadion-Geländes ab.
Jürgen Flaisch (Linke) kritisierte, dass „Unterholz und Gestrüpp keine gleichwertige Ausgleichsfläche für einen gewachsenen Wald“ sein könnten.
„Grüne Lunge für
Hüls wird zerstört“
Einzig Siegfried Schönfeld (Bürgerliste WIR für Marl) stimmte gegen den Flächentausch und wurde mit heftigen Vorwürfen laut: Er habe den Eindruck, dass eine
„Gefälligkeitsplanung für den Investor“ beschlossen und eine grüne Lunge für Hüls zerstört werden soll, wetterte Schönfeld. Zwei Mitglieder der Initiative
applaudierten.
Auch Christian Thieme, Sprecher der Bürgerinitiative, warnte: „Unser Naherholungsgebiet ist in Hüls, nicht in einem Sumpfgebiet in Drewer-Nord, wo Bauschutt
aufgeschüttet wurde. Sollen die Hülser etwa dorthin laufen?“ Thieme forderte „ein Ende der Tricksereien“.
Andreas Täuber (SPD) störte sich an der Wortwahl der „Waldpark“-Gegner: „Der Begriff Gefälligkeitsbeschluss ist eine Unterstellung, eigentlich auch beleidigend und
absurd. Wir sind in einer Debatte zu dem politischen Beschluss gekommen, dass wir Sportflächen in Bauland umgestalten wollen.“ Jeder könne zu anderen Schlüssen kommen,
sollte aber demokratische Mehrheitsentscheidungen respektieren. Zumal sie aus Verfahren hervorgingen, an denen die Bürger beteiligt werden.
Die öffentliche Ratssitzung am Donnerstag, 14. Dezember, beginnt um 15 Uhr im großen Saal des Rathauses mit einer Fragestunde für Einwohner.
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Aus der Marler Zeitung 20.10.2017
MARLER ZEITUNG 21.10.2017
Marler Zeitung vom Mittwoch, 18. Oktober 2017,
Seite: 3
MARL
Noch keine Ersatzfläche für gefällte Bäume
Von robert Klose Marler ZeitungMARL. Baumfällungen am Jahnstadion für eine neue Wohnsiedlung gehobenen
Standards – nicht mit uns, sagen Hülser, die sich in einer Bürgerinitiative zusammengeschlossen haben, um für den Erhalt des Wäldchens zu kämpfen (wir berichteten).
Dafür haben sie offenbar noch reichlich Zeit. Bisher gibt es nach Angaben der Stadtverwaltung nicht einmal Ersatzflächen für neue Bäume.
Bei den Plänen für eine Wohnsiedlung geht es tatsächlich auch darum, Bäume zu fällen. Das haben Sprecher des Investors, der Firma Rudimo, mehrfach erklärt. Die Zahl
von 300, die Siegfried Schönfeld (WIR) im Grünflächenausschuss Gespräch gebracht hatte, wollte Ingo Stapperfenne aus dem Umweltamt nicht bestätigen. Sie sei „nicht
belastbar“. Denn: „Wir sind noch in einem sehr frühen Stadium der Bauleitplanung. Da wird vieles noch präzisiert.“ Deshalb könne die Stadtverwaltung noch keine Angaben
zur Zahl der möglichen Baumfällungen machen – nicht aus Opportunitätsgründen, sondern weil sie noch nicht feststehe. Das werde sich erst im weiteren Verlauf der
Planung ändern.
Eines hingegen steht laut Stadt grundsätzlich fest: Jeder Investor, der für ein Projekt Bäume fällt, muss an anderer Stelle neue pflanzen. Stapperfenne: „Waldflächen
werden zu Ersatz umgewandelt im Verhältnis 2:1.“ – also zwei neue, kleine Bäume für einen großen gefällten. Schönfeld hatte auch danach gefragt, wo denn der Ausgleich
vollzogen werden solle. Die Frage blieb unbeantwortet. Stattdessen teilte Stapperfenne mit: „Vom Vorhabenträger haben wir bisher noch keine geeigneten Ersatzflächen
bekommen.“ Gemeint ist Rudimo mit dem Marler Unternehmer Hubert Schulte-Kemper an der Spitze.
Der Mann aus dem Umweltamt erklärte im Ausschuss noch einen kleinen, aber sehr wichtigen Unterschied. Wenn von Baumfällungen im Hülser Wäldchen die Rede sei, könne
auch etwas ganz Anderes gemeint sein:
Aktuell würden im Umfeld des alten Stadions Pflegemaßnahmen durchgeführt. Mit anderen Worten: Alte, morsche Bäume fallen, um Platz für gesunde neue zu schaffen. Das
passiere in allen Wäldern und habe nichts mit der geplanten Wohnsiedlung zu tun.
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MARL
Waldschule istTeil der Planung
HÜLS. In unserer Berichterstattung über die Bebauung am Jahnstadion (MZ vom 18.9.) ist in der Bildzeile fälschlicherweise vom Abriss der alten Waldschule die Rede. Richtig ist, dass die
Schule Teil der Planung ist und in das neue Gebäude-Ensemble integriert werden soll. Stadtverband und Fraktion der SPD in Marl erklären außerdem zum Thema Jahnstadion, dass es seitens der
Bürgerinitiative keine Einladung an die SPD gegeben habe. SPD-Chef Michael Groß und Fraktionsvorsitzender Peter Wenzel laden die Initiative zum Gespräch nun ein, um „Irritationen
auszuräumen“.
MARLER ZEITUNG
Hülser kämpfen um ihr Wäldchen
von Martina Möller MARL.
Jeden Tag ist Peter Marrek mit seinem Dackel Anton im Wäldchen am Jahnstadion und im Gänsebrink unterwegs. Seit die Pläne für die Bebauung des Geländes vorliegen mit einem Gefühl von Ärger
und Sorge im Bauch. „176 Bäume müssen allein für die Bebauung des Jahnstadions fallen, durch den Sicherheitsabstand kommen weitere 141 dazu“, haben Peter Marrek und seine Mitstreiter der
Bürgerinitiative Hüls errechnet. Das wollen sie verhindern.
Wie unsere Zeitung mehrfach berichtete, hat die Immobiliengesellschaft Rudimo mit Investor Hubert Schulte-Kemper an der Spitze Pläne für die Bebauung des Jahnstadion-Geländes und der
angrenzenden Waldschule in Hüls vorgelegt. Das ehemalige Fußballstadion wird vom Baseballclub Sly Dogs genutzt, der ins Gerhard-Jüttner-Stadion umziehen soll. Grundlage für das Bauvorhaben
ist eine vom Rat beschlossene Planungsvereinbarung mit der Stadt Marl.Dass für die in mehreren Bauabschnitten geplanten Gebäude mit insgesamt 202 Wohneinheiten auch Bäume gefällt werden
müssen, stand von Anfang an außer Frage. Wie viele der zum Teil mehr als 100 Jahre alten Buchen und Eichen sowie weitere Gehölze weichen müssen, dazu gibt es weder von der Rudimo AG noch von
der Stadtverwaltung konkrete Angaben, kritisieren Bürger aus Hüls. Mit einem Ratsbeschluss zur Offenlegung des vorgezogenen Bebauungsplans sei nicht vor Jahresende zu rechnen, so die
städtische Baudezernentin Andrea Baudek. Anwohner in Hüls haben sich inzwischen in einer Bürgerinitiative zusammengeschlossen. Sie fordern mittlerweile nicht nur den Bestand des Wäldchens zu
schonen, sondern auch, die kompletten Baupläne für das Jahnstadion auf Eis zu legen. Dass das Gelände unberührt bleiben und nicht wie geplant städtebaulich weiter entwickelt werden soll,
ließe sich aus Sicht von Peter Marrek auch vonseiten der Stadt begründen. Erstens gebe es mit der Baumschutzsatzung klare Auflagen, die sich die Stadt erst gegeben habe und gegen die sie nun
selbst verstoße.
Zweitens sei im Grünordnungsrahmenplan aus dem Jahr 2006 zum ökologischen Wert des Geländes unter anderem festgehalten: „Alte Buchenbestände sind von sehr hoher Bedeutung, insbesondere auch
als innerstädtische Grünfläche bzw. im Übergang zur freien Landschaft.“
Daraus resultierte vor elf Jahren noch das Leitbild „Erhaltung und Schutz des Baumbestands“ und die Empfehlung „Die alten Buchenbestände sind unbedingt zu erhalten, sodass eine Bebauung
allenfalls im direkten Bereich des Jahnstadions (Sportplatz und Zuschauerränge) sowie in einem unmittelbar davor gelegenen schmalen Streifen erfolgen kann.“
Dass gerade an dieser Stelle nun in viel größeren Dimensionen geplant wird, ist für Peter Marrek und seine Mitstreiter nicht nachvollziehbar. „Es gibt woanders freie Flächen, die man bebauen
könnte“, erklärt der engagierte Hülser.
In der Ratssitzung im Juli haben Bürger ihre Einwände gegen die Bebauungspläne in Hüls zum Ausdruck gebracht. Sie sammeln Unterschriften und laden zu Aktionen in ihrem Wäldchen ein.
Ob ihr Protest gegen die groß angelegte Wohnbebauung ernst genommen wird? Diesen Eindruck habe er nicht, so Peter Marrek. „Wir haben alle Fraktionen eingeladen. Nur die Bürgerliste Wir für
Marl, die Linkspartei und die Bündnisgrünen sind gekommen.“
Nach Jahren des Stillstands kommt Bewegung in die Stadt Marl. Bauprojekte werden geplant, die Stadtentwicklung ist derzeit das Thema, das Politik und Verwaltung bewegt – und nicht zuletzt
auch diejenigen, die von allen Planungen betroffen sind: die Bürger.Dass sich Protest regt, wenn in Hüls massiv Veränderungen vorgenommen werden sollen, ist verständlich – zumindest aus Sicht
der Menschen, die jetzt schon hier leben. Natürlich braucht Marl und insbesondere Hüls neue Impulse. Aber die Bürgerbeteiligung darf nicht aufhören, wenn es für politische Entscheider, Planer
und Investoren Gegenwind gibt. In diesem Fall kann man es den Bürgern nicht verdenken, dass sie sich nicht ernst genommen fühlen. Sie dürfen erwarten, dass Politik und Verwaltung plausibel
erklären, warum Hüls das neue Wohnquartier braucht.
Das als Wohnpark Hüls geplante Bauvorhaben soll in vier Abschnitten erfolgen.Abschnitt 1 (Alte Waldschule und Stadtvillen): 6 Mehrfamilienhäuser, 45 Wohneinheiten(WE) 3 Vollgeschosse,
Tiefgarage mit 26 Stellplätzen.
Abschnitt 2 (zwischen Jahnstadion und Waldschule): 6 Mehrfamilienhäuser mit 47 WE, 3 Vollgeschosse, Tiefgarage mit 87 Stellplätzen,.
Abschnitt 3 (Jahnstadion): 9 Mehrfamilienhäuser mit 94 WE, Tiefgarage mit 172 Stellplätzen, drei bis fünf Vollgeschosse.
Abschnitt 4: vier Mehrfamilienhäuser mit 16 WE, vier Vollgeschosse, überirdische Stellplätze.
Aus der Presse
22.6.2016: Marl-Hamm: STOP – Verfüllung und Flutung auf Auguste Victoria !
Zum Jahresende 2015 wurde die Kohleförderung auf Auguste Victoria (AV) in Marl eingestellt – gegen den erklärten Willen der Kumpel und der
großen Mehrheit der Bevölkerung. Seither drängt die RAG auf eine Verfüllung der Schächte, was eine Vorbereitung ist für die Flutung des Grubengebäudes.
In den letzten Jahren hatten „Kumpel für AUF“ und andere aufgedeckt, dass in den stillgelegten Strecken auf den Bergwerken von der RAG
ingesamt 1,6 Millionen Tonnen Abfall, davon 578.000 Tonnen hochgiftiger Müll, u.a. Dioxin-haltige
Filterstäube aus der Müllverbrennung, eingelagert wurden. Dazu kommen noch
PCB-haltige Öle und belastete Betriebsmittel, wovon über 10.000 Tonnen unter Tage verblieben sind, statt sie ordungsgemäß zu
entsorgen. Nach Flutung von Grubengebäuden, u.a. am Niederrhein und im östlichen Revier, gelangen diese Giftstoffe ins
Grundwasser oder werden mit der Wasserhaltung in die Flüsse geleitet. Das wird in einem Zwischenbericht der Landesregierung vom 14. März bestätigt. Auch die WDR-Fernsehsendung „Könnes kämpft“ am 8. Juni berichtetedavon.
Viele Kumpel haben den Kontakt mit den Ultragiften Dioxin und PCB be reits mit ihrer Gesundheit bezahlt.
Auch auf von AV sind hochgiftige Stoffe nach unter Tage verbracht. Unter anderem sind über Bauhöhe 50, PCB belastete Betriebsstoffe verblieben. Im Wissen all dieser Tatsachen will die RAG
trotzdem das Grubengebäude fluten und trifft die Vorbereitungen dazu. Schacht 9 soll jetzt verfüllt werden. Dabei liegen in unmittelbarer Nähe der Halterner Stausee, von dem Millionen Menschen im
Revier ihr Trinkwasser beziehen. Hier wird mit der Gesundheit von Menschen gespielt!
Hier macht die Bezirksregierung Arnsberg mit, ohne deren Genehmigung die Wasserhaltung nicht zurück gefahren werden darf. Sie geht sogar noch weiter und genehmigten Gasförderung von den
unerschlossenen Kohlefelder von AV.
Die RAG muss gestoppt werden! Keine Verfüllung der Schächte!
Die Wasserhaltung muss überall auf ihrem früheren Niveau wiederweiter geführt werden. Die eingelagerten Gifte müssen auf Kosten der RAG
gesichert und wo möglich entsorgt werden. Der Zugang zur Kohle als wichtigem industriellem Rohstoff muss für künftige Generationen offen bleiben. Wir lehnen auch die bereits genehmigten
Pläne zum Gasbohren in angrenzenden Flözen ab.
http://www.lokalkompass.de/marl/
ZWISCHENFALL AUF DEM HÜLSER WOCHENMARKT
Bei einer Unterschriften und Informationsveranstaltung der Bürgerinitiative Marl Hüls, Freitag, den 14.7.-ist es zu einer
Auseinandersetzung gekommen. Christian Thieme Sprecher der Bürgerinitiative Marl Hüls,ist von drei Bediensteten des Ordnungsamt Marl, auf dem Marktgelände verfolgt, niedergeworfen, abgeführt
und festgesetzt worden. Die inzwischen eingetroffenen Polizeibeamten veranlassten den Abbau des nichtgenehmigten Informationsstandes. Eine, der Bürgerinitiative gehörende Videokamera, die
eventuelle Aufzeichnungen dieses Vorfalles dokumentieren könnte, wurde ausserdem von den Polizeibeamten, an die,am Vorfall beteiligen Angestellten des Marler Ordnungsamtes
übergeben.Dienstaufsichtsbeschwerden gegen die am Einsatz beteiligen Beamten und Ordnungshüter der Stadt ,sind noch-„vor Ort“ -gestellt worden. Anhängig ist auch eine Klage wegen
Körperverletzung, Freiheitsberaubung und Unterschlagung.Zeugen dieses Vorfalles werden um Meldung bei der Bürgerinitiative Marl Hüls gebeten.
Bürgerinitiative Marl Hüls
Christian Thieme
Tel: 0152 – 05736244
Marler Zeitung vom Samstag, 8. Juli 2017, Seite: 3
MARL
Sorge um die „grüne Oase“
von Martina MöllerHÜLS. Anwohner sorgen sich um die grüne Oase vor ihrer Haustür. Sie fürchten, dass mit der Bebauung auf dem Gelände des Jahnstadions und der maroden
Waldschule große Teile des alten Baumbestands verschwinden. In der Ratssitzung machten sie ihrem Ärger und ihren Sorgen Luft. „Dieser Wald ist Bürgereigentum und sollte
das auch bleiben“, meinte Erika Gebauer aus Hüls.
So voll ist es selten auf den Zuhörerplätzen im großen Sitzungssaal. Die Bürgerinitiative Hüls hatte zur Protestaktion aufgerufen. Wie berichtet, folgten rund 50
Marlerinnen und Marler dem Appell und kamen ins Rathaus. Mehr als 300 Bürger haben inzwischen auf Unterschriftenlisten gegen das geplante Bauprojekt der Rudimo AG
unterschrieben. Auf dem 38 000 m² großen Gelände des Hülser Jahnstadions will die Rudimo AG den exklusiven „Hülser Waldpark“ mit rund 200 Eigentumswohnungen und
Tiefgaragen bauen.Vorstandschef Hubert Schulte-Kemper schätzt das Investitionsvolumen auf rund 43 Millionen Euro. Wie viele Bäume dabei fallen werden, geht aus den – nach
Aussage der städtischen Baudezernentin „vorläufigen Planungen“ – nicht hervor. Doch allein die Größe des Projekts lässt aus Sicht der Baugegner darauf schließen, dass ein
großer Teil des Wäldchens verschwindet.
Peter Marrek, Mitgründer der Bürgerinitiative Hüls, kritisiert vor allem, dass der aktuelle Bebauungsplan „Ehemaliges Jahnstadion und Waldschule“ weit über die 2011
vorgestellten Planungen der Immobiliengesellschaft hinausgehe. „In der ersten Ausschreibung war der Erhalt des Baumbestands noch ein Bestandteil. Jetzt müssen sehr viele
wertvolle Bäume fallen.“ Christian Thieme, Sprecher der Initiative, erklärte: „Wir erleben eine Urbanisierung der Landschaft, die aus dem ISEK 2025“ (Integriertes
Stadtentwicklungskonzept) so nicht abgeleitet werden kann.“
„Es geht um die Allgemeinheit, nicht um Eigentum der Verwaltung“, so Mark Walden. „Der Nutzen wiegt nicht auf, was zerstört wird“, sagt Deborah Büloch, die seit zwei
Jahren an der Droste-Hülshoff-Straße wohnt.
Aus Sicht der Stadtverwaltung spricht viel für die vom Rat beschlossene Bebauung des maroden Jahnstadions und der baufälligen Waldschule durch die Rudimo AG. Pauschale
Kritik an der Entscheidung für den heimischen Investor Hubert Schulte-Kemper lässt Bürgermeister Werner Arndt nicht gelten. Eine europaweite Ausschreibung der vom Rat
beschlossenen Jahn-Stadion-Bebauung habe keine Resonanz gefunden. „Jetzt haben wir einen Investor.“
„Das Stadion ist nicht mehr nutzbar und wir sind dafür verantwortlich, dass der Wohnungsbestand in Marl weiterentwickelt wird“, erklärte Ratspolitiker Jens Vogel (SPD).
„Insgesamt wird der Stadtteil Hüls von dem Projekt profitieren“. Fritz Dechert (WIR) ist dagegen überzeugt, dass es „genug andere Flächen in Marl gibt“, die sich für eine
Bebauung eignen: „Die Schönheit des Wäldchens an der Ernst-Immel-Realschule muss erhalten bleiben.“ „Ich bin überzeugt, dass am Ende mehr Bäume stehen als vorher“, betonte
Karl-Heinz Dargel (CDU).
Christian Thieme, Sprecher der Bürgerinitiative war mit dem Ergebnis der Bürgerfragestunde im Rathaus nicht zufrieden. „Es ist gut, dass wir überhaupt dort reden durften,
aber unsere Fragen wurden nicht beantwortet.“ Der Fragenkatalog soll der Verwaltung jetzt schriftlich zugehen. „Und dann möchten wir auch die Antworten schriftlich“, so
Thieme.
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MARLMarler
Zeitung vom Samstag, 8. Juli 2017, Seite: 3
Wie die Bürgermitreden können
(HPM) Hält die Stadt Informationen zur geplanten Jahn-Stadion-Bebauung zurück? Erwin Gebauer aus Hüls hat diesen Eindruck. Er stellt das Verfahren infrage. Viele seiner Fragen bei der ersten
Bürgerbeteiligung am 8. Juni seien unbeantwortet geblieben.Stadtsprecher Rainer Kohl entgegnet, bei dieser frühen Beteiligung wurden nur Ziele vorgestellt, müssten noch nicht alle Details
vorliegen. Für den Bebauungsplan werden noch Gutachten erarbeitet, auch zu Eingriffen in die Natur. Sie sollen in der zweiten Stufe des Verfahrens offengelegt werden. Dann können die Bürger
Einwände vortragen. Der Rat werde sie berücksichtigen, ebenso das Protokoll der frühen Bürgerbeteiligung. Darin seien die Beiträge der Bürger, wie üblich, nur zusammengefasst, nicht wörtlich
dokumentiert worden. Das Protokoll werde noch auf http://www.marl.de veröffentlicht. Die Verwaltung habe Erwin Gebauer angeboten, einen Termin zu vereinbaren und Einsicht in die bisherigen Pläne zu nehmen.
Marler Zeitung vom Freitag, 7. Juli 2017, Seite: 3
vor der Ratssitzung: Gut 50 Marler waren dem Aufruf der neuen Initiative „Baustopp im Wald – Stimmrecht für Bäume“ gefolgt und bezogen gestern auf dem Creiler Platz
Stellung vor dem Beginn der öffentlichen Ratssitzung. Im Rat ging es auch um die Baupläne für das Gebiet des Hülser Jahnstadions und die umgebenden Bereiche. Aufmerksam
verfolgten die Protestler anschließend die Sitzung im großen Saal. Nach Angaben der Initiative haben sich bereits 300 Personen in einer Liste gegen das geplante
Bauvorhaben ausgesprochen. Claus PawlinkaMehr zum Thema lesen Sie in einer unserer nächsten Ausgaben.
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lokalkompass.de:
Marler Bürger wollen ihren Wald behalten – Bürgerinitiative Marl-Hüls im Rathaus
Marl: Rathaus Marl | Am Donnerstag, 06.07.2017, fanden sich gut 50 Marler Bürger vor dem Rathaus ein, um sich für den Erhalt der Bäume am Jahnstadion einzusetzen. Mit
Plakaten und Schildern wurde das Rathaus aufgesucht, um im Rahmen der Bürgerfragestunde gegen die Abholzung der grünen Lunge in Marl-Hüls zu protestieren und Sorgen zu äußern. Die Zeit
drängt, denn es war die letzte Ratssitzung vor den Ferien und so kam es zu so vielen Bürgerfragen wie wohl lange nicht auf einer Ratssitzung.
Eine Bürgerin gibt an, dass genau dieser Wald der Grund war, nach Marl zu ziehen. Ein anderer Bürger fragt, ob man mit Geld alles kaufen kann. Aus den Reihen der Ernst-Immel-Schule werden
Bedenken geäußert, während der Bauzeit aufgrund des Lärms dem Lehrauftrag nicht nachkommen zu können.
Ein Bürger weist auf den Grünflächenrahmenplan hin, der eine Bebauung des Waldes ausschließe und fragt, warum die Stadt sich darüber hinwegsetze. Eine Bürgerin fragt, warum man so vielen
Bürgern etwas nimmt, um wenigen Bürgern etwas zu geben.
Die Antworten der Verwaltung wird man sich demnächst im Podcast der Stadt Marl anhören können, ebenso die Einlassungen der verschiedenen Politiker.
Marler Zeitung 8. August 2017
Jürgen Pfeiffer verklagt Bergbaukonzern RAGChemiker will Flutung der Schächte stoppen
Heinz-Peter Mohr 08. August 2017 17:42
MARL Jetzt läuft das Verfahren: Der Marler Chemiker Jürgen Pfeiffer (62) verklagt die Ruhrkohle AG (RAG). Wenn der Bergbaukonzern das
Grubenwasser ansteigen lässt, um Millionen Liter abzupumpen, dann könne hochgiftiges PCB in die Flüsse und auf sein Grundstück am Reiherweg gelangen, fürchtet Pfeiffer.
Die RAG soll deshalb verpflichtet werden, „alle Maßnahmen zu unterlassen“, durch die PCB in den Trinkwasserkreislauf gelangen kann.
Vor dem Landgericht Bochum muss der Kläger nun belegen, dass eine Gefahr für das Trinkwasser und sein Grundstück besteht. Unterstützt wird er von linken Gruppen und der Dortmunder Kanzlei
Kuhlmann. Sie will die Klage „pro bono“ (= freiwillig, für das Gemeinwohl) unterstützen: „Wenn das Wasser einmal verseucht ist, kriegen wir es nie wieder sauber“, warnt Kuhlmann.
In ihrer „Vorbeugenden Unterlassungsklage“ müssen Pfeiffer und seine Anwälte nun beweisen, dass eine Gefahr besteht. Der Bergbaukonzern muss innerhalb einer Frist dazu Stellung nehmen. Falls
das Gericht Jürgen Pfeiffers Klage zulässt, könnte es Gutachter beauftragen, die Gefahr konkret einzuschätzen.
Streit über die Fakten
Schon seit Jahren streiten Politiker, Umweltschützer und Bergbau-Verantwortliche über den Umgang mit PCB-belastetem Grubenwasser. Ebenso über die Interpretation eines Gutachtens, das die frühere
rot-grüne Landesregierung in Auftrag gab. Den Gutachtern zufolge wird die PCB-Belastung bei einem Anstieg des Grubenwassers gesenkt. So blieben mehr Schwebstoffe unter Tage. Darauf verweist auch
die RAG.
Trotzdem darf sie ihr Bergwerk Auguste Victoria 3/7 in Marl noch nicht schließen. Die alte Landesregierung erteilte einen Erlass, wonach sichergestellt sein muss, dass es keine Schäden durch PCB
im Grubenwasser gibt.
Offen ist, wie viele Gifte wo unter Tage lagern. Das sollen Experten herausfinden.
In den 60er- bis 80er-Jahren wurden beim Kohleabbau PCB-haltige Hydrauliköle eingesetzt, um Bränden vorzubeugen. PCB ist schwer entflammbar, aber auch krebserregend.